EuroNCAP-Crashtest mit Leicht-Kfz
Todesrisiko auf vier Rädern

In Deutschland sieht man sie selten, die Leichtkraftfahrzeuge, die hierzulande mit der Führerscheinklasse S (bis 45 km/h) bewegt werden dürften. EuroNCAP hat nun vier dieser Leichtbau-Autos einem Crashtest unterzogen, mit fatalem Ergebnis.

Quadricycles & Microcars im EuroNCAP Crashtest
Foto: EuroNCAP

Aixam Crossover GTR, Bajaj Qute, Chatenet CH30 und Microcar M.GO Familiy - die bizarr klingenden Modellnamen gehören zu den aktuellen Modellen dieses Fahrzeugsegments, dass sich nach Angaben von EuroNCAP durchaus wachsender Beliebtheit erfreut. Umso ernüchternder die Ergebnisse von Front und Seitencrash. Kein Modell kam über 2 Sterne hinaus.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

Chatenet CH30 – 2 Sterne

Der Zweisitzer aus französischer Produktion wird von einem 2-Zylinder-Benzin-Motor angetrieben und kommt auf eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h. Sicherheitssysteme wie Frontairbag, Gurtstraffer, Gurtkraftbegrenzer oder gar Knieairbags sind nicht vorhanden. Auch Airbags die Kopf und Rumpf bei einem Seitenaufprall schützen gibt es nicht.

Auf den Fahrerdummy wirken beim Frontcrash gegen eine deformierbare Barriere mit 50 km/h hohe Kräfte. Der Kopf ist so gut wie gar nicht geschützt - ebenso wie der Rumpf beim Seitencrash. Immerhin, die Fahrgastzelle bleibt beim Unfall stabil, die Sicherheitsgurte halten, das Lenkrad dringt jedoch weit in den Fahrgastraum ein.

Unsere Highlights

Microcar M.GO Family - 1 Stern

Der französische Viersitzer wird von einem 500ccm-Benziner befeuert und kommt maximal auf 95 km/h. Als einziges Modell im Test verfügt der M.GO Family über einen Fahrerairbag. Alle weiteren Sicherheitsausstattungen fehlen wie beim Chatenet.

Trotz des Aibags erreicht das Microcar weniger Punkte als der CH30. Die Kräfte auf den Kopf und die Brust sind extrem hoch, auch beim Seitencrash ist der Oberkörper kaum geschützt. Einem starken Aufprall ist die Karosserie nach Angaben von EuroNCAP nicht gewachsen. Die Halterung des Sicherheitsgurtes an der B-Säule brach. Die Gefahr von tödlichen Verletzungen ist gegeben.

Bajaj Qute – 1 Stern

Ebenfalls als Viersitzer ausgelegt und von einem Benziner angetrieben, erreicht der indische Qute 70 km/h. Eine Sicherheitsausstattung wie oben beschrieben ist nicht vorhanden.

Beim Frontcrash zeigte sich, dass die Fahrgastzelle instabil wird und sich einer großen Masse nicht entgegensetzen kann. Der Kopf, Rumpf und Extremitäten des Fahrers sind kaum geschützt. Der Kopf berührte das Lenkrad, EuroNCAP schließt schwerste Verletzungen nicht aus. Ähnlich sieht es beim Seitenaufprall aus - auch hier sind Kopf und Oberkörper nicht geschützt.

Axiam Crossover GTR – 1 Stern

Der Viersitzer des französischen Herstellers erreicht maximal 98 km/h und wird von einem Benzin-Motor angetrieben. Eine Sicherheitsausstattung wie oben beschrieben ist nicht vorhanden.

Beim Frontcrash blieb die Fahrgstzelle stabil, beim Seitencrash hat ein Bolzen des Fahrwerks den Tank getroffen und einen deutlichen Abdruck hinterlassen. EuroNCAP geht davon aus, dass bei einer anderen Crashkonfiguration der Tank beschädigt werden könnte.

Ohne Airbags sind Kopf und Oberkörper des Fahrers nahezu ungeschützt. Die Kopf berührte das Lenkrad beim Frontcrash – auch hier geht man von schwersten oder gar tödlichen Verletzungen bei einem frontalen Unfall aus. Die hohe Belastung des Oberkörpers resultiert nicht aus einer Berührung mit dem Volant, sondern kommt durch die starken Gurtkräfte. Als bestes Auto schnitt der Axiam beim Seitencrash ab. Der Kopf des Fahrers war gut geschützt.

EuroNCAP hatte bereits 2014 Leicht-Kfz im Crashtest und hat nun die Versuche mit der gleichen Konfiguration mit neueren Modellen wiederholt. Dabei wurden die Fahrzeuge mit 50 km/h gegen eine deformierbare Wand im Front-Crash und mit 50 km/h im Seitencrash – ebenfalls mit einem deformierbaren Hindernis - gecrasht. In Anlehnung an die 2014er-Tests wurde lediglich der Schutz der erwachsenen Insassen aufgezeichnet, Ergebnisse zum Fußgängerschutz- oder Kinderschutz gibt es nicht, könnten aber bei zukünftigen Versuchen erfolgen. Maximal waren 16 Punkte zu erreichen.

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AUTO MOTOR UND SPORT 09 / 2024
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Erscheinungsdatum 11.04.2024

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